­Le Trésor des Salaires – der Schatz der Grazer Arbeitszeit

­Le Trésor des Salaires – der Schatz der Grazer Arbeitszeit

Wie verstehen die Grazerinnen und Grazer den Begriff Arbeit? Welche Tätigkeiten fallen unter die Vorstellung von Arbeit? Arbeiten wir nur dann, wenn wir auch eine finanzielle Entlohnung dafür bekommen? Die interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft OCTO – R setzt sich in ihrem Projekt „Le Trésor des Salaires“ künstlerisch mit der Thematik dieser Fragen auseinander. Dazu wurde im Frühling eine Umfrage in Graz gestartet, deren Ziel es ist, die allgemeine Wahrnehmung des Begriffs Arbeit zu erforschen, sowie die Summe aller in Graz gearbeiteten Stunden eines Tages zu ergründen. Die bisherigen Ergebnisse wurden greifbar gemacht, indem der fassbare Begriff Salz mit dem abstrakten Begriff Zeit gleichgesetzt und in die Form von Goldbarren gegossen wurde. Ein Salz-Barren versinnbildlicht 2.300 Arbeitsstunden. Insgesamt wurden 999 angefertigt. Besonderes Augenmerk sollte hier auf die symbolische Gegenüberstellung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, verkörpert durch zwei sich gegenüberstehenden Pyramiden aus Salz-Barren, gelegt werden.

Welche Botschaft liegt im Trésor des Salaires verborgen?

Nicht nur das materielle, sondern auch das moralische Gehalt treibt uns zur Arbeit an. Anerkennung, Gemeinschaft und Selbstverwirklichung formulieren unseren Willen Sinnbringendes zu tun. Wir betätigen uns ehrenamtlich in Vereinen, pflegen Mitmenschen, erziehen unsere Kinder und bauen unseren Familien ein Zuhause. Wir planen Urlaube und füttern unsere Haustiere. Das alles ist geleistete Arbeit, für die wir belohnt werden, ohne dafür ein Gehalt zu beziehen. In Erinnerung ist mir hier die Tatsache geblieben, dass Frauen, im Gegensatz zu Männern, doppelt soviele Stunden unbezahlt arbeiten. Die bittere Schlussfolgerung: Bei bezahlter Erwerbstätigkeit ist es genau umgekehrt.

Fazit

In unserer kurzlebigen Welt wird Zeit, ähnlich wie das weiße Gold, welches einst als Handelsgut und Bezahlung diente, zu einem endlichen, wertvollen Gut. Die Idee Zeit und Salz, zwei kostbare Quellen in der Historie der Menschheit, gleichzusetzen und in Verbindung mit der Auffassung des Themas Arbeit in ein greifbares Kunstprojekt zu gießen, hat mich begeistert.

Lust bekommen, den kritischen Geist anzuregen und vielleicht einmal Arbeits-Zeit gegen Frei-Zeit einzutauschen? Die fortwachsende Ausstellung läuft noch bis 7. November in der Annenstraße.

Bis bald,
Carmen

P.S.: Hier der Link zur Umfrage: https://le.tresor.des.salaires.work

Kommentare sind geschlossen.